Heizungsausfälle adé: Wie die Digitalisierung alte Heizanlagen revolutioniert und Ausfallzeiten minimiert

Heizungsausfälle adé: Wie die Digitalisierung alte Heizanlagen revolutioniert und Ausfallzeiten minimiert

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Updated:
23.4.24
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Heizungsausfälle adé: Wie die Digitalisierung alte Heizanlagen revolutioniert und Ausfallzeiten minimiert

Wärme in den eigenen vier Wänden ist nicht nur ein Grundbedürfnis, sondern auch ein Aspekt des Wohnkomforts, auf den niemand verzichten möchte. Gerade in den kalten Monaten wird die Bedeutung einer funktionierenden Heizung umso deutlicher. Die Bosch-Ausgründung Anysight hat sich dieser Herausforderung angenommen und eine innovative Technologie entwickelt, um Heizungsausfälle vor allem in Ballungsräumen zu vermeiden und damit das Wohlbefinden der Menschen zu sichern.

Die Herausforderungen der Instandhaltung zentraler Heizsysteme in urbanen Wohnquartieren

In urbanen Zentren versorgen oft große Heizzentralen ganze Wohnblöcke und Stadtviertel mit Wärme. Ein Ausfall dieser zentralen Systeme kann dramatische Folgen haben, da nicht nur einzelne Haushalte, sondern ganze Gemeinden betroffen sind. Die Wohnungsbaugesellschaften stehen daher vor der gewaltigen Aufgabe, die Wartung und Instandhaltung dieser oft veralteten und komplexen Heizsysteme zu gewährleisten. Ein großes Problem besteht vor allem darin, dass diese alten Systeme oft unzureichend dokumentiert sind, was die Fehlerdiagnose und -behebung extrem zeit- und kostenaufwändig macht. Ein typischer Ablauf bei einem Heizungsausfall umfasst die Feststellung des Ausfalls, die Meldung an die Wohnungsbaugesellschaft, die Inspektion durch einen Installateur, die Beschaffung von Ersatzteilen und schließlich die Reparatur. Dieser Prozess kann mehrere Tage in Anspruch nehmen, was zu einem hohen Beschwerdeaufkommen führt und die Kund:innenzufriedenheit stark beeinträchtigt.

Veränderung durch Fokussierung auf Nutzer:innenbedürfnisse

Wir haben uns zunächst intensiv damit auseinandergesetzt, welche Situationen rund um Heizungsausfälle entstehen und welche Personen dabei involviert sind. Basierend darauf konnten wir die Bedürfnisse und Herausforderungen aller Beteiligten besser verstehen.

Durch gemeinsame Workshops haben wir ein technisches Verständnis für die von Anysight entwickelte Lösung bekommen und darauf basierend erste Use Cases als Lösungsraum abgesteckt.

Co-Creation Workshop mit User Story Mapping

Digitalisierung mit System

Die Use Cases "Installation", "Nachrüstung des Heizsystems" sowie "Meldung einer Störung oder eines Ausfalls" wurden von uns im Kontext der Anysight Lösung vertieft. Dafür haben wir im Rahmen unserer Co-Creation Formate Expert:innen aus den Bereichen Heizungsinstallation, Hausverwaltung, Gebäudeinstandhaltung und Vermietung hinzugezogen, wodurch alle relevanten Sichtweisen und Anforderungen berücksichtigt werden konnten. Als Ergebnis dieses Arbeitsschrittes entstand eine detaillierte Analyse des Status Quo als auch Zielbilder in Form von konkreten nutzerzentrierten Szenarien.

Bestandsaufnahme Status Quo eines Störungsfalls
Mit Hilfe von User Story Mappings und Wireframes haben wir anschließend die Nutzungsszenarien visuell ausgearbeitet, um ein gemeinsames Verständnis für Abläufe zu bekommen. Daneben haben wir mit Hilfe der Wireframes auch Abhängigkeiten und technische Herausforderungen identifiziert und gelöst. Die Resultate waren Konzepte für eine mobile Applikation zur Installation der Anysight Lösung und Konzepte für eine Plattform zur Überwachung der installierten Systeme.
Plattform Concept

Im weiteren Verlauf haben wir das visuelle Design für die App und die Plattform ausgearbeitet, um den Interpretationsspielraum bei der nachfolgenden technischen Implementierung zu reduzieren. Um möglichst schnelle Ergebnisse für das App-Design zu erzielen, haben wir dieses auf dem Design System "Material Design"  aufgesetzt. Bei der Plattform fiel die Wahl auf "Bootstrap". Beide Systeme waren bei unserem Kunden bereits im Einsatz.

Frameworkbasiertes Design System und Keyscreen

Damit unsere Konzepte noch greifbarer werden und um möglichst zielgerichtete Nutzer:innentests zu ermöglichen, haben wir im nächsten Schritt Prototypen erstellt. Dadurch wurde das Produktkonzept erlebbar und der Interpretationsspielraum weiter reduziert. Expert:innenreviews und vereinzelte Prototypentests mit Mitgliedern der Zielgruppe, wie Installateur:innen, Mieter:innen und Mitarbeiter:innen der Wohnungsbaugesellschaft, validierten das Konzept weiter.

Im Bereich der Produktionsbetreuung wurde eng mit der Entwicklung zusammengearbeitet, um Konzept und Design an technische Rahmenbedingungen anzupassen.

Screenshot aus Clickdummy

Effizient, wirtschaftlich, zuverlässig: Ein nachrüstbares System

Das Endprodukt ist ein nachrüstbares, kostengünstiges System zur Fernüberwachung und Diagnose großer Heizungsanlagen. Es sammelt Temperaturdaten über Sensoren und verwendet einen Algorithmus um Ausfälle und potenzielle Fehlerquellen vorherzusagen. Das System ermöglicht eine effiziente Digitalisierung alter Heizungsanlagen, ohne dass diese komplett ausgetauscht werden müssen. Für dieses System haben wir eine App zur Systemeinrichtung für Installateure und eine Plattform zur Überwachung der eingerichteten Systeme für Wohnungsbaugesellschaften konzipiert und ausgearbeitet.

Gateway und Sensoren auf einer Hutschiene

Das System verringert die Anzahl der Besuche von Installateur:innen. Es ermöglicht eine bessere Vorhersage von technischen Problemen und Ausfällen. Außerdem gibt es weniger Probleme für die Nutzer:innen sowie weniger Ausfälle und kürzere Ausfallzeiten. Um die Installateur:innen noch mehr zu unterstützen, haben wir darüber hinaus Offline-Assets entwickelt, die mit der Hardware geliefert werden und den initialen Zugang zum System vereinfachen.

Gedruckte Brochure für den Installateur

Die Mobile App sowie auch die Plattform haben wir mit der nutzerzentrierten Herangehensweise gezielt für Installateur:innen und Mitarbeiter:innen der Wohnungswirtschaft erarbeitet und in Nutzer:innentests validiert.

Komplexe Probleme, einfach Lösung

Fällt eine große Heizzentrale aus, sind die Probleme entsprechend vielschichtig. Eine solche Anlage kann nicht einfach mal schnell ausgetauscht werden, wie das bei Einfamilienhäusern der Fall ist. Doch gerade in der kalten Jahreszeit ist eine funktionierende Heizung von großer Relevanz. Gleichzeitig setzen größere Wohnungsunternehmen eigene, komplexe Systeme ein, die einen integrativen Ansatz bei der Einführung neuer Technologien erfordern.

Retrofit und Teildigitalisierung als eine Lösung

Das spätere Nachrüsten moderner Technologien in bestehende Heizungssysteme kann den Grundbedarf an Wärme nachhaltig sichern. Sie bietet die Möglichkeit, lange Ausfallzeiten zu reduzieren oder ganz zu vermeiden, Kosten zu senken und Probleme frühzeitig zu erkennen. Eine benutzerfreundliche mobile Anwendung und ein plattformbasiertes System ermöglichen eine tiefe Integration in die Prozesse der Wohnungsbaugesellschaften.

Im Bereich Retrofit bietet die Digitalisierung Möglichkeiten, bestehende Systeme zukunftsfähig zu machen, ohne sie komplett ersetzen zu müssen. In diesem konkreten Fall unterstützt sie die Wohnungswirtschaft dabei, sich auf die Anforderungen von Industrie 4.0 vorzubereiten und ermöglicht einen schrittweisen Wandel durch die Digitalisierung einzelner Teilaspekte.