Mieter:innen und Vermieter:innen: Wie unterschiedliche Positionen zusammenfinden

Mieter:innen und Vermieter:innen: Wie unterschiedliche Positionen zusammenfinden

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4.4.24
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Mieter:innen und Vermieter:innen: Wie unterschiedliche Positionen zusammenfinden

Wie wir die Interessen der Wohnungswirtschaft und die der Mieter:innen durch die Entwicklung einer App für die Deutsche Telekom zusammenbringen konnten

Ein Markt, zwei Blickwinkel

In einer Zeit, in der der Immobilienmarkt von wachsenden Herausforderungen geprägt ist – sei es durch neue Regulierungen, steigende Ansprüche von Mieter:innen oder dem Druck hin zu mehr Nachhaltigkeit – stand die Deutsche Telekom vor einer signifikanten Chance, zwei sehr verschiedene Welten zusammenzubringen. Auf der einen Seite kennt sie die Nöte des Immobilienmarktes - vor allem durch den Glasfaserausbau. Dank Produkten für das Smart Home, den IoT-Bereich und für Familien sind auf der anderen Seite aber auch die Anliegen der Mieter:innen sehr vertraut.

Vor diesem Hintergrund haben uns unsere Partner bei der Telekom gebeten, ein System zu entwickeln, welches die Beziehung zwischen Vermieter:innen und Mieter:innen auf eine neue Ebene hebt und gleichzeitig wertvolle Erkenntnisse für die Wohnungsanbieter liefert.

Das Konzept, die Visualisierungen und Prototypen, die wir in diesem Projekt entwickelt haben, ebneten den Weg für weitere eingehende Benutzer:innentests und dienen jetzt als Ausgangspunkt für die Integration in die Smart-Home-Anwendungen des Telekommunikationsunternehmens.

Gemeinsamkeiten finden

Schnell war klar, dass wir in diesem Projekt auf Gemeinsamkeiten der beiden Marktteilnehmer:innen abzielen mussten, um einen wirklichen Beitrag leisten zu können.

Auf der einen Seite hatten wir die Wohnungswirtschaft, die tief in einer umfassenden Transformation steckt: Mit Herausforderungen wie strenger EU-Regulierung im Bereich der Energieeffizienz, steigenden Energiepreisen und einer zunehmenden Belastung der Mieter:innen durch Inflation, benötigte die Branche dringend Innovationen. Konkret sind Millionen von Wohneinheiten von diesen Herausforderungen betroffen.

Gleichzeitig hat die Wohnungswirtschaft ein Imageproblem und ist bei Mieter:innen nicht gern gesehen. Zugang zu Services, einfache und klare Kommunikation und Transparenz von Verbräuchen, sind nur einige der dringendsten Anliegen, die Mieter:innen gelöst sehen wollen. Dazu ist die Digitalisierung innerhalb der Wohnungen oft erheblich weiter als auf dem Hausflur – und gerade eine junge Generation beginnt sich daran zu stören.

Wir standen also vor dem Problem, diese zwei Welten zusammenzubringen. Aber wie?

Lücken finden, Nutzen stiften und Hypothesen validieren

Um der Lösung näher zu kommen, haben wir einen dreistufigen Ansatz verfolgt: Den Markt analysieren, Use-Cases entwickeln und schlußendlich die Erkenntnisse in ein Produktkonzept  gießen, das wir validieren konnten.

1) Lücken am Markt

Der erste Schritt bestand in einer eingehenden Marktanalyse. Ziel war es, einen umfassenden Überblick über die aktuell eingesetzten Tools in der Wohnungswirtschaft zu gewinnen. Dazu gehörten CAFM-Systeme (Computer Aided Facility Management), ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) und verschiedene andere Management-Tools. Durch eine detaillierte Analyse dieser Systeme konnten wir Lücken und ungenutzte Potenziale identifizieren.

Eine erste Exploration der Customer-Journey

2) Kommunikation und Energie verbinden Mieter:innen- und Vermieter:inneninteressen

Basierend auf den Ergebnissen der Marktanalyse fokussierten wir uns auf die Entwicklung von Use-Cases, die speziell die Bereiche Kommunikation und Energie adressierten. Wir erkannten, dass gerade in diesen Segmenten ein großes Potenzial für Synergien zwischen Mieter:innen und Vermieter:innen lag. Dazu gehörten unter anderem Lösungen, die eine effizientere und transparentere Kommunikation zwischen den Parteien ermöglichten, sowie Tools, die den Mieter:innen einen detaillierteren Einblick in ihren Energieverbrauch gewährten.

3) Ein Konzept für den Test

In der dritten Phase entwickelten wir ein konkretes Produktkonzept. Der Fokus lag auf der Integration einer Mieter:innenplattform in die bestehende IoT/Smart Home-App der Deutschen Telekom. Diese App sollte es den Mieter:innen ermöglichen, direkt mit ihrer Hausverwaltung in Kontakt zu treten, Schadensmeldungen zu übermitteln und ihren Energieverbrauch einzusehen. Parallel dazu wurde für die Vermieter:innen ein digitales Dashboard entwickelt, welches eine ganzheitliche Übersicht über die verwalteten Immobilien bot – inklusive Verbrauchs- und Nutzungsdaten sowie einer effizienten Verwaltung von Mieter:innenanliegen.

Verbrauch und Kommunikation – endlich in einer App

Die Lösung vereinfachte den Zugang der Mieter:innen zu Serviceleistungen und Informationen erheblich und ermöglichte Vermieter:innen eine effizientere Erfassung und Verwaltung von Energiekennzahlen und anderen wichtigen Daten. Für die Mieter:innen wurde es nun einfacher, Schadensmeldungen vorzunehmen und ihren Verbrauch zu überwachen, während Vermieter:innen von einer verbesserten Verwaltung und Kommunikation profitierten.

Durch die enge Verzahnung der Interessen von Mieter:innenn und Vermieter:innen entstand eine Plattform, die beiden Seiten einen Mehrwert bot und somit eine hohe Akzeptanz fand.

Exploration erster Designs für die Mieter-App
Exploration der Design Komponenten
"Die schnelle und unkomplizierte Iterationen im Projekt haben großen Spaß gemacht. Überall habe ich den Wunsch verspürt, hier wirklich eine innovative Lösung zu erstellen!"
Emanuel Schwarz, Concept Design

Lesson Learned: Fokus auf gemeinsame Interessen

Einer der zentralen Learnings war die Bedeutung von überschneidenden Interessen in Mehrseitenmärkten. Der Erfolg unseres Ansatzes basierte darauf, Lösungen zu entwickeln, die sowohl für Mieter:innen als auch für Vermieter:innen attraktiv sind. Wir stellten fest, dass insbesondere jüngere Mieter:innen sehr offen für Digitalisierung waren und diese sogar aktiv forderten. Gleichzeitig stand ein Großteil des Immobilienmarktes unter dem Druck von Regulierungsbehörden, die eine Zunahme der Digitalisierung im Hinblick auf Erfassung und Berichterstattung von Daten sowie die Kommunikation mit den Mieter:innen forderten. Dieser Druck führte zu einer Schnittmenge der Interessen beider Parteien, die im Bereich von Datenmanagement und digitaler Kommunikation lagen.

Lesson Learned: Manchmal genügen Skizzen zur Validierung

Ein weiteres wichtiges Learning war die Erkenntnis, dass für die erste Validierung unserer Ideen und Konzepte manchmal auch einfache Mittel ausreichen. Anstatt sich zu früh in detailliertes Design und aufwendige Entwicklungen zu stürzen, erwies sich die Verwendung von einfachen Skizzen als effektiv, um Kernannahmen zu validieren und gleichzeitig Ressourcen zu schonen. Diese Skizzen wurden als Prototypen genutzt, um ein erstes Feedback von potenziellen Nutzer:innen zu erhalten. Diese Vorgehensweise erwies sich als besonders wertvoll, da sie es uns ermöglichte, schnell auf Nutzer:innenfeedbacks zu reagieren und unser Konzept entsprechend anzupassen, ohne in voreilige und möglicherweise kostspielige Design- und Entwicklungsphasen zu investieren.

Von Skizzen im Konzept zu einem Dummy aus Skizzen

Zwei Seiten zusammen zu bringen ist schwer, aber nicht unmöglich

Dieses Projekt demonstrierte eindrucksvoll, wie die Digitalisierung die Interaktion zwischen Mieter:innenn und Vermieter:innen effizienter gestalten kann. Es zeigte sich, dass die Digitalisierung nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch ein Wunsch der Beteiligten ist. Es lohnt sich, die unterschiedlichen Standpunkte der Marktteilnehmer:innen vorab genau zu analysieren – so stellt man sicher, dass man nicht an der Schnittmenge vorbei entwickelt.

Gemeinsam mit der Deutschen Telekom haben wir mit diesem Projekt bewiesen, dass wir auch die komplexesten Herausforderungen meistern können, indem wir unterschiedliche Bedürfnisse zusammenführen und innovative Lösungen schaffen. Das Projekt dient nun als Sprungbrett für weitere Entwicklungen in diesem Bereich.